So, nun also mit etwas Verspätung meine Eindrücke vom Placebo Konzert:

  1. ganz schön voll die Jahrhunderhalle. Mehr Leute als bei Morrissey neulich.
  2. Vorgruppe (Howling Bells? nie gehört) ist ganz nett, aber da ich erst zum vorletzten Song in der Halle bin, kann ich nicht wirklich was dazu sagen. Spontane Assoziation: Fau mit PJ Harvey-artigen Gesangszwiebeln und jungemänner-Rockband hintendran. Wie gesagt, ganz nett.
  3. Halbe Stunde Umbaupause/Warten auf die Band saugt, wenn die Bühne eigentlich so gut wie garnicht umgebaut wird. Der Typ hinter mir stinkt nach Schweiss.
  4. Punkt neun Uhr: Licht aus, Band an. Konzert startet, ich sehe leider nur die Hinterköpfe von zwei völlig unbewegt dastehenden 2-Meter Kerlen etwas weiter vor mir. Ich shifte meine Position ein wenig, sehe jetzt immerhin den Herrn Olsdal. Den Herrn Molko kann ich nur erahnen, der muss da sein, wo das helle Licht hinleuchtet. Die Sichtsituation wird sich im Laufe des Konzertes verbessern, durch mehrfache Platzänderung, nervt mich aber im Moment kollosal. Genauso wie die beiden kleinen dicken Frauen vor mir, die sich die ganze Zeit unterhalten, und später bei den Hits auf einmal grösste Fans sind.
  5. Sound: Erstaunlich klar und gut. Die Gitarren sind zunächst etwas leise, der Bass sehr präsent, vor allem, wenn er vom Tourband-Basser gespielt wird.
  6. Überhaupt: Die beiden Tour-Musiker (Gitarre/Keyboard und Bass) tragen dunkle Klamotten, stehen fast unbeleuchtet im Hintergrund, während Molko und Olsdal helle Hemden tragen und angestrahlt sind. Find ich ja ein bisschen albern - Placebo sind längst nicht mehr nur ein Trio; die Flächen und Sounds von zuweilen drei Gitarren und Sequenzern sind für die Songs extrem wichtig. Naja. Später wird Molko immerhin mal zum Tour-Gitarristen gehen und während dessen Solo den Vibrato-Hebel seiner Gitarre bedienen und offensichtlich großen Spaß dabei haben. Er lacht tatsächlich. :-)
  7. Olsdal, der ursprüngliche Bassist der Band, ist eine coole Socke, aber mittlerweile ein besserer Gitarrist als Bassist. Der Unterschied, ob er oder der Tour-Basser den Bass bedient, ist eklatant; wenn es treibt, schiebt und groovt, ist der Tourbasser am Instrument.
  8. Brian Molko hat ein unglaublich langes Delay bei fast jedem Song auf seiner Stimme.
  9. Trotz tollem Sound, netten Video-Einspielungen und guter Lichtregie springt der Funke bei mir nicht so recht über. Das ganze Konzert wirkt sehr professionell, abgeklärt. Die Menge bekommt genau das, was sie erwartet. Perfekt. Aber irgendwie: nicht meins. Vielleicht stehe ich immernoch zu sehr unter dem Eindruck des Mutemath-Konzertes, wobei es unfair ist, ein 250-Leute-Clubkonzert mit einem 8.000-Leute-Hallen-Konzert zu vergleichen.
  10. Genau um halb elf ist Schluss, und ich habe schon direkt vergessen, wie das Konzert anfing. Knapp 90 Minuten für knapp 45,- EUR. Hm. So ist das wohl mittlerweile.

Unterm Strich bleibt ein solides Konzert ohne echtes Highlight, ausser vielleicht dem Einsatz der Sequenzer, deren Geschwurbel, Getuckere und Gebratze wirklich ununterbrochen zu hören war, auch und gerade in den Pausen zwischen den Songs, und die sich perfekt in die Songs integrierten - gerade die Übergänge von einem zum anderen Song und längere Pausen wurden dadurch sehr spannend.

Ein eher unfreuwilliges Highlight war die spontan auf die Bühne geholte Pantomimin. Anscheinend (wie gesagt, meine Sicht war nicht so prickelnd am Anfang) stand in der ersten Reihe eine Frau mit weissgeschminktem Gesicht, Hosenträgern und allen Zutaten von Pantomimen. Brian Molko stoppte den Anfang des Songs, holte die auf die Bühne und bat sie, die Lyrics des Songs pantomimisch darzustellen. Vielleicht hatte er ja sowas wie das "Torn by a Mime" in Erinnerung. Was er dafür bekam, war etwas Jonglage und komisches Rumgeeiere auf der Bühne. Stefan Olsdal war sichtlich irrietiert. :-) Die Pantomimin wurde trotzdem mit großem Applaus von der Bühne verabschiedet.