Eieiei. Da sitzt man eines abends vorm Rechner, denkt so für sich...

"sachma... da war doch vor ein paar Wochen dieses "Free Burma" Dingens, da gab es doch auf einmal haufenweise Blogs, die sich ein Banner auf die Seite pappten, einen Tag lang kein Beitrag veröffentlichten... in der Zeit war ja auch gerade in Print, TV und Radio die Situation in Burma Thema... und auf einmal, wie's so ist, hört, sieht und liest man nichts mehr darüber... war das wieder mal nur so eine Saudurchsblogtreiberei, wie ja auch zum Zeitpunkt der Aktion einige geunkt hatten?"

Also, nicht lange nachgedacht, sonder einfach mal "Denkt eigentlich noch jemand an Free Burma?" ins Blog gehackt, und im Stillen erwartet, dass vielleicht der ein oder anderer der Leser sich so seine eigenen Gedanken macht und/oder dass jemand einen Link in die Kommentare schreibt, wie und wo derzeit weiter über den Zustand in Burma berichtet wird (was dann auch später in den Kommentaren gemacht wurde).

Tja und dann geschieht das für mich völlig unerwartete - am Morgen nachdem ich den Mini-Eintrag postete, kam der erste Ping-Back - von blog.metaroll.de, dem "Betreiber" der Meta-Roll. Entweder hatte sich Benedikt dort schon die gleichen Gedanken gemacht, oder ich war tatsächlich der Auslöser seines Posts - jedenfalls bezog er sich im Beitrag "Hat die Blogosphäre Burma schon vergessen?" auf meine Frage:

Sind Blogger wirklich anders als Journalisten? Gilt bei ihnen das Gebot der Aktualität weniger stark als in den klassischen Printerzeugnissen? Der Webrocker fragt provokant nach: »Denkt eigentlich noch jemand an ›Free Burma‹?« Und tatsächlich sieht es so aus, als sei nach der euphorischen Massenmobilisierung Anfang Oktober das Interesse der Blogosphäre verflogen. (...)

Kurz zuvor hatte ich einen Trackback von "magerfettstufe", der unter "Angleichung der Medien" ebenfalls auf meinen Beitrag einging:

(...) Allerdings kam der Webrocker und fragte so trefflich, ob sich denn noch irgendjemand in der Blogosphäre an Free Burma erinnere?

Im Laufe des Tages kamen noch einige andere Pingbacks sowie eine Handvoll Kommentare zu dem Beitrag. Thema gegessen, dachte ich.

Sehr verwundert nahm ich dann zur Kenntnis, dass ich am gleichen Tag auf einmal auf rivva mit dem Eintrag auftauchte - anscheinend hatten noch weitere Blogs das Thema aufgegriffen und auf den Beitrag verlinkt.

Etwas später schrieb auch Robert von basicthinking etwas zum Thema, allerdings bezog er sich auf eins der Blogs, die auf meinen - ich nenns jetzt mal so - Ursprungsbeitrag verlinkten.

So jetzt aber Thema gegessen, dachte ich.

Isses aber nicht - heute bekam ich einen Pingback, in dessen Quellbeitrag zu lesen steht:

(...) Gleichzeitig war zu beobachten , dass man mit dem - wissensabstinenten - Nölen “Denkt eigentlich noch jemand an “FREE BURMA ? ” ganz schön Traffic machen kann . Aber warum sollte ausgerechnet Kleinbloggersdorf anders funktionieren als andere soziale Systeme und gemäss der alten Medienregel “Only Bad News is Good News” ? - Entsprechend gibt auch Blogger , die nach den bewährt erfolgreichen Methoden von BILD oder KRONZEITUNG agieren . (...)

Also entweder geschieht da gerade eine 1A Projektionsleistung, oder jemand hat einfach einen schlechten Tag und muss mal rummuffeln, oder ich wurde gerade in die link- und trafficgeile SEO-Ecke gestellt - und kann nur den Kopf schütteln über diesen Misthaufen, der mir gerade in den Blogvorgarten gekippt wurde.

Wie ich ebenda schon im Kommentar schrieb, mit "wissensabstinent" (schönes Wort übrigens) kann ich mich arrangieren, denn tatsächlich habe ich nicht besonders intensiv über die Berichterstattung zu Burma recherchiert - ging es mir doch und vor allem um das "Grundrauschen", also was bekommt man als Blog-Leser so aus seiner Blogroll und dem Feedreader zu sehen, was ist gerade heiss und was nicht - und genau da fiel mir ja die Diskrepanz zwischen dem Aktionismus am "Burma"-Aktionstag und der Zeit ein paar Wochen später auf. Diese Intention konnte man auch auch schon in meinem ersten Kommentar bei "viralmythen" lesen.

Ich hätte erwartet, dass sich vielleicht jemand angegriffen fühlt, der rund um den Aktionstag extrem agil war und danach burmamässig in Blogschweigen versank - aber das ausgerechnet eines der Blogs, die sich um eine konstante und gründliche Berichterstattung kümmern (und von dessen Existenz ich ohne das Gewese rund um mein Einzeiler-Posting (nicht Einzeller-Posting, harhar) nicht erfahren hätte) - das verwundert mich doch sehr. Der Vergleich mit BILD und Konsorten ist eigentlich so absurd, dass ich mich garnicht inhaltlich mit der Kritik auseinandersitzen möchte - aber just for the Records: am besagten Tag, dem 26.11. hatte ich keineswegs "ganz schön Traffic" (der mir im übrigen auch völlig egal ist - ich habe weder Werbung noch sonst irgendetwas anderes am Start ausser meinen Absonderungen hier, die von mehr Besuchern profitieren würde).

Wie man der November-Grafik meines Statistik-Tools entnehmen kann, gab es am 26.11. mehr Zugriffe als an den Tagen davor, aber nicht ungewöhnlich mehr:

Ganz schön Traffic, echt.

Im kleinen gallischen Blogdorf geht es schon komisch zu, manchmal.

Nachtrag

Eine Überlegung, die ich mir bislang noch gar nicht gemacht hatte, hat BN in den Kommentaren gerade bei mir angestossen: Wie kommen sich denn die Leute/Blogbetreiber vor, die sich weit über den Aktionstag hinaus mit der Situation in Burma beschäftigen, die mit Herzblut bei der Sache sind und die natürlich ebenso wie ich bemerkt haben, dass sich das Thema schon wieder aus dem extremen Kurzzeitgedächtnis der "Blogosphäre" (oder der Menge aller Leute, die mit irgendeiner Art von browsergestützten Weichware Texte und Medien ins Internetz stellen, egal aus welchen Beweggründen) verabschiedet hat; wie kommen die sich vor, wenn ein mal eben hingerotzter Einzeiler für eine kurze Zeit so eine vermeindliche Aufmerksamkeit bekommt? Da ist dann vielleicht schnell mal die BILDkeule hinter der Tür hervorgeholt. Kann ich verstehen.

Nachtrag Nachtrag

So und jetzt haben wir uns alle wieder lieb. :-) Danke für den klärenden Kommentar, CZZ.