In 3sat lief vor einigen Tagen eine Dokumentation über eine Band, über die ich bislang fast gar nichts gehört hatte:
The Monks - The Transatlantic Feedback
(...) Mitte der 60er Jahre kam es in Deutschland zu einem einzigartigen deutschamerikanischen Kulturaustausch: Fünf in Deutschland lebende, amerikanische Ex-Soldaten, die während ihrer Militärzeit eine Beat-Band gegründet hatten, trafen auf zwei deutsche Künstler und Beat-Fans. Gemeinsam entwarfen sie ein Band-Konzept, das mit dem gängigen Bild des Beat brach: Die „Monks“ schnitten sich die Haare kurz, rasierten sich Tonsuren und trugen anstelle von Krawatten Galgenstricke um den Hals. Ihre Musik war minimalistisch und aggressiv, ihre Texte ironisch und radikal, ihre Ästhetik provokant und dadaistisch. Die besondere Situation zwischen Adenauer-Politik und Vietnamkrieg, amerikanischer Pop- und wachsender deutscher Gegenkultur manifestierte sich in den radikalen Anti-Kriegsliedern der Monks und der eigenwilligen Melange aus anglo-amerikanischem Pop und deutscher Avantgarde Heute gelten die "Monks" als geniale Wegbereiter diverser moderner Musikströmungen; Bands wie Faust, Can, Amon Düül oder Kraftwerk sowie verschiedene Protagonisten des Punk können als ihre direkten Nachfahren angesehen werden. (...)
Man sehe sich nur mal diesen Ausschnitt aus dem Beatclub von 1966 an, und schnell wird klar, dass vieles von dem, was erst zehn Jahre später in der Musik passierte, schon mitte der 60er hätte passieren können, ja, passierte - aber die Mönche waren ihrer Zeit tatsächlich voraus, nicht zuletzt, weil die bis dahin munter durch Deutschland surfende Coverband The Torquays auf die Design-Studenten Karl Heinz Remy und Walther Niemann trafen, die aus der GI-Band ein Design-Objekt namens "The Monks" machten - inklusive striktem Corporate Design - schwarze Kleidung, Mönchstonsur, Körpersprache. Alles durchgestylt.
"Sie sagten uns, wir sollten reduzieren, nur einen durchgehenden Beat, statt sechs Akkorde nur zwei, statt 15 Wörter nur drei" - so der Bassist Eddie in der Dokumentation. Und die ihren eigenen radikalen Gegenentwurf zu den Stones und den Beatles machten: "Ihr spielt die Musik der Zukunft. Und die Musik der Zukunft wird nicht freundlich sein."
Über diese geistigen Väter der Monks kommt in der Dokumentation nicht wirklich viel heraus - bemerkenswert wird es nur im Abspann, steht dort doch recht lapidar, dass der eine jahrelang für tot gehalten wurde, im Zuge der Dokumentation jedoch aufgefunden wurde, aber nichts zu den Monks sagen wollte, ebenso wie der andere, der sich auch nicht äussern wollte.
Im Netz der Netze lässt sich ebenfalls nichts bis garnichts zu überhauptnichts über die beiden finden, weiss da jemand mehr? Remy studierte an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, Niemann an der Folkwang-Schule in Essen. Offenbar hatten sie Kontakte in die Werbung, auf jeden Fall aber zu Charles Wilp, sollten doch die Monks die "Africolamusik" einspielen.
(...) Die wohl schönste und wichtigste Entdeckung war aber die zuvor völlig unbekannte Zusammenarbeit der Monks mit Charles Wilp. Die Monks selbst hatten es entweder vergessen oder verdrängt. Nur Gary und Eddie hatten wirklich mitbekommen, dass Wilp eine wichtige deutsche Persönlichkeit war. Für uns war diese Zusammenarbeit der Beweis dafür, dass es bereits vor Warhol und Velvet Underground auch in Deutschland den Versuch gab, Kunst und Rock and Roll zusammen zu bringen. Es ist wirklich eine absolute Weltneuheit. Und wer anderes als der Visionär Charles Wilp hätte den Kunststatus der Monks für den Film besser beschreiben können? Wilp war ja nicht nur Zeitzeuge, sondern er wollte mit den Monks gemeinsam arbeiten, und lud sie in sein berühmtes Studio in der Corneliusstraße in Düsseldorf ein. Dass jemand wie Wilp begriffen hatte, welche musikalische Ausnahmestellung die Monks besaßen, war absolut faszinierend. (...) die Afri-Cola-Spots, zu denen die Monks die Musik machen sollten, sind eben Kunst, Kommerz und Pop gleichzeitig. Warhol war von den Afri-Cola-Spots absolut hingerissen. Sie haben genauso wenig wie die Monks-Musik an Frische und Aktualität verloren. Die Kollaboration der Monks und Wilp ist deshalb nicht hoch genug einzuschätzen. (...)
2 Reaktionen zu “Überbeat”
[...] Original post by Webrocker » Survival in Frankfurt, Germany. Music, Bands, Design, Illustration, and all... [...]Was sind das eigentlich für Deppen, die einem den RSS-Feed absaugen und, sobald ein vermeindliches Hot-Topic Keyword drinne ist, in einem Pseudo-Blog veröffentlichen?
- Tom
Die Doku war ganz grosses Beatkino. Ich kannte von den Monks bisher auch noch nicht allzuviel. Mich hat die Band teilweise an den, fast ebenso vergessenen Joe Meek erinnert.
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