Hätten die alten Ägypter in der Prädynastischen Zeit etwas Plutonium 239 vergraben, so wäre das heute noch genauso giftig wie damals.

Die Prädynastische Zeit war ungefähr 3150 Jahre vor Christi, das ist also bis heute, im Jahre 2011 nach Christi, schlappe 5161 Jahre her - grob gerechnet also das erste Drittel der Halbwertszeit von Plutonium 239.

Plutonium 239 hat eine Halbwertszeit von 24110 Jahren - dann ist es zur Hälfte zerfallen, also nur noch halbsoviel des ursprünglich radioaktiven Materials vorhanden, der Rest hat sich umgewandelt (wobei die umgewandelten Nukleide ebenfalls wieder radioaktiv sein können).
Weitere 24110 Jahre später wiederum die Hälfte der verbleibenden Hälfte, also noch ein Viertel übrig.
Nach nur 72330 Jahren immerhin nur noch ein Achtel übrig, immerhin.

(...) Rein mathematisch betrachtet verschwindet die radioaktive Substanz also nie. Physikalisch ist natürlich mit der Umwandlung des letzten Atoms eine Grenze gesetzt (die Substanz komplett verschwunden). Oft nutzt man als Abschätzung für die Zeitdauer bis zur Bedeutungslosigkeit einer radioaktiven Strahlenquelle die zehnfache Halbwertszeit, was einer Abnahme auf das 2-10-fache (= 1/1024, also weniger als ein Tausendstel) entspricht. Jedoch ist das in der Praxis je nach Isotop, Anfangsmenge und Aufnahmeweg in den Körper nicht immer so. (...)

Das von den alten Ägyptern hinterlassene Plutonium wäre also nach schlappen 241.100 Jahren unbedenklich.

Plutonium 239 wird weltweit als Bestandteil so genannter "Mox-Brennelemente" eingesetzt und es scheint so, als würde derzeit in dem havarierten Atomkraftwerk in Fukushima im Reaktor 3 aufgrund eines Lecks im Reaktordruckbehälter dieses hochgiftige Schwermetall an die Umwelt gelangen.

Diese ganz konkrete Gefahr mal kurz aussen vor gelassen, finde ich es so unglaublich arrogant und überheblich, anzunehmen, dass "wir" (also unsere 'moderene Zivilisation') in der Lage wären, "sichere" Plätze für die "Endlagerung" von radioaktiven Abfällen zu finden, die für nachfolgende Generationen auch noch nachvollziehbar und erkennbar als hochgiftig gekennzeichnet sind - dazu möchte ich noch mal den Vergleich mit den alten Ägyptern bemühen, einer Kultur, von der heute noch so viel unbekannt ist und wie lange hat es gedauert, bis man in der Lage war, die Schriftzeichen einigermassen zu deuten? Und das war nach "nur" knapp 6000 Jahren.

Wie ungleich krasser ist denn das bitte bei Zeiträumen wie der Plutonium 239 Halbwertszeit? Oder gar Uran, wo es um Milliarden Jahren geht?!

Ich frage mich wirklich, wie man ernsthaft davon ausgehen kann, für so ein Gift einen "sicheren" Platz zu schaffen, der gut 250.000 Jahre überdauern soll.

Was für eine Hybris.

Nachtrag

In der FAZ ist ein hervorragender Text von Frank Schirrmacher zur Rhetorik der Atomkraftbefürworter erschienen. Im letzten Abschnitt geht er ebenfalls auf das Problem der enormen Zeiträume ein:

Die amerikanische Regierung hat vor Jahren eine Kommission einberufen, die sich überlegen sollte, wie man atomare Endlagerstätten mit Warnungen versehen können. Das Problem war, dass die tödliche Gefahr Millionen Jahre anhält. Können die Menschen dann überhaupt noch lesen? Verstehen sie unsere Zeichen? Was bedeutet dann ein Totenkopf? Soll man Pyramiden bauen? Die Kommission, bestehend aus Anthropologen, Ethnologen und Schriftstellern, scheiterte faktisch. Daraus folgt: dass wir es überleben, heißt nicht, dass es unsere Kinder überleben. Es gibt keine andere Technologie, außer der atomaren, mit der wir so weit in Zukunft zielen können. Die Endlagerstätten aus der Zeit um Christi Geburt, wenn es sie schon gegeben hätte, hätten heute einen Bruchteil ihrer Gefährlichkeit erst eingebüßt. Vielleicht hätte es das neunzehnte Jahrhundert getroffen, das das Erdreich aufwühlte wie kein anderes. Der Bergwergsdirektor Goethe war emsig dabei. Wir müssten uns dann die Frage des Überlebens nicht mehr stellen, weil es uns, zumindest undeformiert, gar nicht gäbe.