Seit Tagen gehe ich schwanger mit einem noch nicht mal halbfertigen Text zu google plus, dem neuen Social Network.
Jetzt, wo alle sich freuen und sagen, was google alles richtig macht mit seinem Sozialen Netzwerk und wegen Einladungen Schlange stehen und so und ich die Begeisterung nicht wirklich teilen kann.
Und während ich also noch daran kaue, was mir da quer sitzt, warum ich der Idee, dass der dominierende Suchmaschinenbetreiber, der mittlerweile fast jeden Bereich des WWW durchdrungen hat, auch noch ein Soziales Netzwerk an den Start bringt, nicht wirklich was abgewinnen kann - da kommt die Süddeutsche ums Eck mit einem Artikel, der auf einen Schlag meine diffusen Bedenken konkret werden lässt und zeigt, dass google natürlich mit den Daten, die es nun per google plus bekommt, ein Geschäft machen will, indem es sie an (Werbe)Kunden verkauft [Update: das stimmt so offenbar nicht, siehe Link und weiterführende Links hinter dem Link in Marius Kommentar]:
Google plant die Superdatenbank
Wundern tut mich das nicht, und von irgendwas muss google ja auch leben.
Aber: Facebook versucht schon länger, seine User auch ausserhalb des eigenen Netzwerks zu tracken (Like-Buttons, openGraph-Protokoll), letztlich wohl auch, damit die gespeicherten Datensätze der User für Werbekunden attraktiver werden, weil man die Interessen und geklickten Seiten des Users besser nachvollziehen kann.
Das muss google nicht mehr versuchen, denn diese Daten besitzen sie schon längst; es gibt fast keine Seite, die nicht irgendeinen Service von google benutzt und so die Browserdaten des Seitenbesuchers an die google-Server sendet. Dabei muss das nicht unbedingt nur google Analytics sein, zunehmend werden auch Javascript Bibliotheken wie z.B. jQuery von Webentwicklern nicht mehr lokal eingebunden sondern von den CDN-Servern von google geholt, das gilt momentan als empfohlene Praxis, weil diese schneller ausliefern als die lokalen Server und so auch der Traffic im lokalen Paket gespart wird. Und schnelle Auslieferung der Seite ist auch ein Kriterium für ein besseres Ranking in den Suchergebnissen von - google. Der Preis: Jede Menge Browser-Infos in den Logs der CDN-Server.
Mit google plus kommen nun also noch die "social" Informationen hinzu - damit werden nun wirklich alle Bereiche des Wirkens im WWW für google transparent und die Profildatensätze wesentlich attraktiver für Werbekunden.
[…] Right now, Google, Facebook, Yahoo, Microsoft and others hold vast amounts of consumer web-surfing data, and advertisers buy online and offline data from companies such as Targus Info, Claritas and Catalina Marketing. "Right now there is huge fragmentation in how data is accessed and how it is used. Google is in a different position to fundamentally change the landscape," said Adam Lehman, chief operating officer of data provider Lotame. […]
- Google Readies Ambitious Plan for Web-Data Exchange, adage.com
Genau diese "different position" von google ist mein Problem: Hier gefindet sich die zentrale Anlaufstelle für alle meine Netznutzungsspuren.
Deine Fotos: google picasa.
Deine Gedanken im Blog: blogger.
Deine Freunde und Interessen: google plus.
Deine Bewegung im Netz: google analytics, google CDN, google chrome
Deine E-Mails: google mail.
Deine Reiseplanung: google maps.
Deine Hood: google streetview.
Deine Interessen: google Suchanfragen, youtube
Deine Bewegungen im RL: google android
...
Nein, das schmeckt mir nicht.
9 Reaktionen zu “Meine google plus Bauchschmerzen.”
naja,
weiss gar nicht wo ich jetzt anfangen soll....
"Was der Bauer net kennt, das frisst er net" ?
die menschheit ist ja seit jeher jedem neuen gegenüber zuerst extrem skeptisch. stromgeneratoren hatten zB einen wirklich schweren start, obwohl damals schon alle glühlampen für eine tolle neuerung hielten.
also zu erst einmal geht google zumindest "sensibler" mit den daten um (so sagen sie zumindest bisher) und man hat als user bessere möglichkeiten im teilen der nachrichten mit diversen circles, was wesentlich einfach und besser gestaltet ist als die fb gruppen. generell scheint die technik (html5) bei G+ der von FB um einiges voraus.
zum zweiten gibt es bei G+ KEINE SPIELE !!!! somit auch keine mafia war einladungen oder "ich brauche noch einen zebrafisch auf meiner farm" anfragen =)
myspace galt auch mal als das non plus ultra und die frage warum man nun FB braucht schien berechtigt. Mittlerweile muss die Frage lauten "warum ist myspace noch immer nicht abgeschaltet"?
bei wem man seine daten sammeln lässt ist ohnehin wine Gretchenfrage und dann hab ich doch lieber alles in einer hand.
und von wegen datensammlen, wo war eigentlich dein artikel über die sammelwut von apple...?!?
interessanterweise fällt mir da ganz spontan eine person ein die wir beide sehr gut kennen, die zuerst einmal FB boykotiert hat und dann quasi als "nachzügler" doch noch einen account und später täglich mehrere postings (mit verlinkten inhalten) abgesetzt hat...!?
apropos posten, dein blog zB hier hält doch auch eine ganze menge daten über dich zum sammeln bereit. und das nicht nur für google oder FB.
Das 21. jahrhundert ist eben digital und vernetzt. mit seinen schönen wie mit seinen schlechten seiten. wenn man lernt damit verantwortungsbewusst umzugehen könnte das ne menge spass machen.
und ab und zu was neues zum spielen ist doch auch ganz schön, oder? =)
Es geht mir nicht darum, dass g+ das "wer darf was sehen" der Daten, die man in g+ hinterlässt, besser/feiner justierbar macht, als FB.
Es geht mir um die Daten, die man sowieso beim Benutzen des www hinterlässt, und die bislang *nicht* einem SocialMedia Profil zugeordnet werden konnten, weil diese Informationen von verschiedenen Diensten gesammelt werden. Jetzt landet das potentiell alles bei google, die das natürlich auswerten und verkaufen werden. Du bist anhand Deiner Webbrowser/Betriebssystemkombi in Verbindung mit Bildschirmauflösung und Infos zu installierten Plugins relativ eindeutig identifizierbar (irgendwo habe ich noch den Link dazu), da braucht es noch nicht mal die IP Adresse für. Von Cookies, die in googles Fall, wo ja alle Dienste eine xxx.google.com Domain haben und somit die Cookies aller Dienste auch untereinander ausgelesen werden können, mal ganz abgesehen.
Google verkauft weder Nutzerdaten, noch Profile.
Diese Datenbank, von der du in dem Artikel gelesen hast, ist eine ziemlich gute Sache, da man dann zentral an einer Stelle aus "interessenbasierter Werbung ausopten könnte, statt dies in allen Netzwerken einzeln tun zu müssen."
Diese "Google weiß Alles über mich Panik" klingt für mich immer so, als würden Google Mitarbeiter den ganzen Tag vor ihren Rechnern sitzen und irgendwelche Mails mitlesen. Das ist selbstverständlich nicht so.
Wir wissen doch alle, dass das Web so wie wir es derzeit kennen, nur durch Werbung funktioniert. Und das dies so ist, können wir froh sein, wenn wir dann wenigstens wirklich interessante und auf uns zugeschnittene Werbung erhalten, denn dann kann Werbung ein echter Mehrwert sein. Nichts anderes hat Google vor.
Siehe auch: http://tarzun.de/archives/366-Google-plant-die-Super-Datenbank.html
Tja, ich kann mich da eigentlich dem ersten Komentar nur anschließen. Auch wenn solche Überlegungen natürlich gerechtfertigt sind, klingt das auf der anderen Seite aber auch wieder "typisch deutsch".
Mich würde im übrigen dann auch ein kommender Blog-Eintrag von Dir zu der Apple-Twitter-Allianz interessieren, auch wenn das natürlich mit Daten-Sammelwut nichts zu tun hat ;-)
Ja, spielen ist schön, aber wenn jetzt schon die Gesichtserkennung ge-crowd-source-t wird (Glastonbury etc.), dann geht wieder ein Stück Privatsphäre verloren - der Aprilscherz mit Google-Home mit Streetview-Kamera auf dem Kopf in Deiner Wohnung, das ist so weit weg nicht mehr.
Die leichte und transparente Architektur des Farnsworth-Hauses funktioniert nur mit den hohen Hecken um das große Grundstück ...
Danke für den Link, Marius.
Das ändert jedoch nicht meine Bedenken gegen diese zentral gesammelten Daten; selbst wenn der gedachte Einsatzzweck seitens google zunächst mal nutzbringend (?) sein könnte, ist eine andere 'Nutzung' jederzeit möglich.
Mit allen Dingen auf der Welt ist eine "andere Nutzung" jederzeit möglich. Mit einem Feuerzeug kann ich eine Bierflasche öffnen und wenn ich mich auf einen Tisch setze, ist es ein Stuhl.
Aber mal ernsthaft: Wovor hast du denn Angst? Schreib doch mal ein konkretes Beispiel, was dir deiner Meinung nach schlimmes passieren könnte, wenn du Google+ inkl. aller vorhandenen Google Dienste exzessiv nutzen würdest?
Die "andere Nutzung" von der du sprichst: ist dir bisher ein Fall bekannt, in dem eine solche andere Nutzung seitens Google geschehen ist? Wie sah diese andere Nutzung aus?
Und warum machst du dir als aktiver Facebook Nutzer keine solchen Gedanken bei diesem Social Network, wobei doch besonders bei Facebook ständig Kritik an deren Umgang mit dem Datenschutz geübt wird. Viel mehr als bei Google, im übrigen.
Ich sollte von $_google sprechen, das kann dann bei Bedarf mit "apple", "twitter" oder "facebook" gefüllt werden. Moment, nee, doch nicht - keine der anderen Firmen hat so einen umfassenden Einblick über die www-Nutzung wie google, und das macht es eben doch besonders.
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