Geöffnetes Blinkergehäuse mit gereinigtem Blinkergals im Vordergrund

Meh. Am Auto der Liebsten hatte sich der Blinker vorne in ein Goldfischglas verwandelt. Satte 3cm oder mehr Wasserspiegel, gerade so knapp unter der Birne, schwappten da munter drin rum. An den Algen- und Moosablagerungen im unteren Bereich war zu sehen, dass das sich wohl schon *etwas* länger ansammelte. Eigentlich hätte man da nur noch so eine Schatztruhe reinstellen müssen und einen Goldfisch… naja, gesehen hatte ich das, als *eigentlich* nur die Winterreifen eingeladen wurden, und das Wägelchen zum Reifenmonteur überführt wurde.

Als der Wagen dann kurz drauf mit Winterschuhen abgeholt wurde, dachte ich mir, hm, mal kurz den Blinker ausbauen, die Birnenfassung rausdrehen, Wasser auskippen, auswischen, Birnenfassung wieder rein, einbauen, weiter gehts. Kann ja nicht so lange dauern.

Ha.

Stupid me.

Zum einen gestaltete sich der Ausbau schon komplizierter als erwartet. Zum anderen, und das war das eigentlich Doofe -- die Lampenfassung liess sich nicht rausdrehen. Egal wie sehr ich da versucht habe, zu drehen, das Ding kam nicht raus. Immerhin zeigte sich dann durch das andauernde Hin- und Herdrehen und Umdrehen des Blinkergehäuses, dass das Wasser auch so aus der Verbindung zwischen Gehäuse und Glas (beides Plastik, wird nachher noch interessant) rauskam. Entnervt wollte ich aufgeben und den Blinker, nun mit leicht verringertem Wasserstand, wieder einbauen. Die Konstruktion ist so, dass man den Hauptscheinwerfer lösen muss, dann kommt der ein Stück nach vorne raus, dann kann man den Blinker an der Seite des Hauptscheinwerfers einstecken, muss dann Kabel und eine Feder nach hinten durch die Karosserie in den Motorraum fummeln, und dann schiebt man vor.sicht.ig das Gesamtkonstrukt wieder an seinen Platz. Fixiert den geklemmten Blinker mit der Feder hinten am Hauptscheinwerfer und dann fummelt man die letzten Zenti- und Millimeter, bis das wieder passt, und schraubt den Hauptscheinwerfer entgültig fest.

So, das Ganze muss man sich nun in einer Tiefgarage vorstellen, in der im Minutentakt das Licht ausgeht und wieder angemacht werden muss, indem man zu einer Säule in ca 3m Entfernung geht, um dort den Lichtschalter erneut zu betätigen. Eigentlich hatte ich schon gar keine Lust mehr, Zeit schon gleich gar nicht und so kam es, wie es kommen musste: Mit einem sanften "Knöck", gefolgt von einem "Swoosh", löste sich beim Reinfummeln das Blinkerglas vom Blinkergehäuse und das Wasser lief mir in den Schuh.

Orr. Binnen weniger Minuten war also aus "hm nagut, fahre ich heute Abend also mit Wasser im Blinker und kucke morgen nochmal in Ruhe, wie man die Birne rausbekommt" ein "Eeek, sooo kannst Du aber nicht mit dem Ding rumfahren" und "Shit, wieso ist denn nun das Glas ab?" geworden.

Das Ding also erneut ausgebaut und die Einzelteile in die warme Bude mitgenommen. Dort erstmal mit einer Wasserrohrzange und viel Geduld die Lampenfassung entfernt, und dabei festgestellt, dass da irgendwer eine Fassung, deren Aufnahme nicht zu den Aussparungen im Gehäuse passt, verwendet hat. W.t.f? Egal, jetzt also erstmal das Gehäuse innen und aussen sauber gemacht, ebenso das Blinkerglas. Danach die Fassung wieder eingesetzt - jetzt ging es deutlich leichter, allerdings immer noch weit entfernt von "von Hand rausdrehen". Aber egal, es sitzt.

Jetzt der nächsten Punkt: Wie war das Glas eigentlich am Gehäuse befestigt? Es gab keine Spuren von Dichtungsresten, keine Clipse oder andere Hinweise auf eine Verbindung. Anscheinend war das "Glas" aufgeklebt. Offenbar hatte sich die Klebeverbindung aber auch schon vorher stellenweise gelöst, und so kam das Wasser auch überhaupt erst in den Blinker. Die mechanische Beanspruchung des Aus- und Einbaus hat der Klebung dann wohl den Rest gegeben.

Angesichts dessen, dass ich eigentlich noch am Abend mit dem Auto fahren wollte, der Tasache, dass das Ding geklebt war, es ansonsten (bis auf die Sache mit der Lampenfasssung) in Ordung war, beschloss ich, das Glas wieder einzukleben. Meine erste Idee war, Silikon zu nehmen, die verwarf ich allerdings, weil es schnell gehen sollte. Schnell heisst: Superkleber. Also schnell in den Hardware-Laden geeilt, kurz vor Ladenschluss mit dem Verkäufer über Industriekleber, Sekundenkleber, Viskosität und Aushärtegeschwindigkeit ausgetauscht, und dann mit einem Superkleber-Gel wieder zurück an den Blinker. Die Klebestellen nochmal gereinigt und dann das Gel aufgetupft, das Glas aufgesetzt, leicht hin und herbewegt, um das Gel gut zu verteilen, wie in der Anleitung empfohlen. Rund eine Minute von Hand den Druck gehalten, dann mit Gummiband fixiert und in Ruhe gelassen.

Glas auf Gehäuse, mit Gummi fixiert. Scheibe ist klar.

Geil! Innerhalb von eineinhalb Stunden von "Wasnhierlos?!" über "Shit Kaputt" zu "Yeah, I'm the Repairgod". Das fühlte sich gut an. Auch, weil ich mittlerweile die Preise der Original-Blinker im Web gesehen hatte. Da geht man doch lieber mal nett essen.

Doch was ist das? Während der Blinker da so auf dem Tisch lag, erblindete das Glas langsam.

Als würde es von innen gefrieren, in Zeitlupe. Völlig gebannt schaute ich zu, wie das glasklare Plastik zuerst in fast unsichtbaren Kratzern, dann in den Reflektorrillen und zum Schluss auch an den großen Flächen matt wurde.

Mir ist immer noch nicht ganz klar (hahah) was da passierte, aber mein Verdacht ist, dass der Kleber beim Durchhärten ausgaste. Und da der Blinker nun ziemlich dicht war, konnte das Gas nirgends hin und hat die Oberfläche angegriffen. Ich Depp hätte die Birnenfassung draussen lassen sollen, vielleicht wäre dann durch das Loch genug Belüftung in den Blinker möglich gewesen.

Völlig demotiviert also zurück ans Auto, den milchigen Blinker eingebaut, kurzer Funktionstest, blinkt, ok, und dann erstmal den Abendtermin wahrgenommen.

Nachts dann resigniert einen neuen Blinker für kleines Geld auf EBay geschossen.

Keine Pointe.