Gestern hat WordPress ein kleines Update (also von 6.2.x zu 6.2.y) ausgerollt, was sich bei aktiviertem Auto-Update selbstständig installiert hat. Darin wurde u.a. eine Sicherheitslücke gestopft, und generell geht man ja davon aus, dass solche kleinen Updates nix kaputt machen und rückwärtskompatibel sind.

Nun stellt sich raus, dass das diesmal in die Hose gegangen ist - offenbar, weil man bei WordPress wenig Ahnung davon hat, wie da draussen in der Welt eigentlich mit WordPress gearbeitet wird - oder denkt, dass das eben egal ist, weil so soll man halt nicht mehr damit arbeiten. Anders kann ich es mir nicht erklären, wie man mal eben eine Funktionalität kaputt macht, die offenbar von vielen Plugin-Entwicklern und WordPress-Agenturen dazu verwendet wird, Features, die der Gutenberg-Editor, bzw. die 'Blocks', die WordPress nun so mit dabei hat, nicht abdecken, nachzurüsten. Da oben im FullSiteEditing (FSE) Turm kann man sich anscheinend nicht vorstellen, warum Entwickler, die sich jahrelang ein umfassendes Wissen über WordPress und dessen PHP-API angesammelt haben, nun wenig Lust haben, sich auf den neuen heissen Scheiss-Stack mit React, Node und Buildprocess einzulassen, nur um eine dynamische Ausgabe von $irgendwas zu machen. Zumal es schon seit Jahren genau dafür die echt gute 'Shortcodes' Funktionalität gibt. Ohne die wären z.B. die meisten der in der Vergangenheit so populären Pagebuilder Themes gar nicht möglich.

Eigentlich konsequent ist dann ja, dass nun solche Shortcodes plötzlich nicht mehr funktionieren, wenn sie in einem Block-Theme eingesetzt werden. Immerhin sind Blockthemes und Gutenberg ja das, wo WordPress final hin will, um eben ein Webseitenbaukasten zu werden und um so die Pagebuilder-Themes, die bislang gerade bei WordPress-Agenturen so gerne auf alles draufgeschmissen werden, obsolet zu machen.

Was hat das nun alles mit mir und meinem ContentManagementSystem (CMS) hier zu tun? Auf den ersten Blick nichts, denn ich verwende in WordPress weder Gutenberg, noch ein Blocktheme, noch habe ich ich Bedarf an FullSiteEditing.

Aber: Die Ausrichtung von WordPress zeigt ganz klar, dass man nicht mehr davon ausgehen kann, in Zukunft weiterhin nicht von dieser Gutenberg/Block/FSE Thematik tangiert zu werden, wenn man es nicht nutzt, denn WordPress wird offenbar immer weniger Rücksicht darauf nehmen, wie 'Classic' php basierte Themes und Plugins arbeiten. In Zukunft wird man wohl an dem React/JS Stack nicht mehr vorbeikommen, selbst wenn man das ganze Block und FSE Gedöns gar nicht braucht.

Ich werde, so lange es irgendwie geht, das hier in meinem Blog aussitzen, aber ich fürchte, mittelfristig ist WordPress für das, was ich gut kann und wie ich es nutze, nicht mehr das Richtige.

Dann wird es wohl doch mittelfristig mit KirbyCMS oder ProcessWire hier weitergehen, auch wenn ich vor der Migration meiner hier seit 2005 angesammelten Hirnfürze echt Respekt habe. Aber dass mein 'Memex' hier vor die Hunde geht, nur weil man bei WordPress keine Lust mehr auf PHP hat, das ist keine Option.

Update:
Am 20.5.23 wurde ein weiteres WordPress Update veröffentlicht, was das Problem behebt:

The issue above was originally patched in the 6.2.1 release, but needed further hardening here in 6.2.2. The Core team is thankful for the community in their response to 6.2.1 and collaboration on finding the best path forward for proper resolution in 6.2.2. The folks who worked on 6.2.2 are especially appreciative for everyone’s understanding while they worked asynchronously to get this out the door as quickly as possible.