Ich muss leider öfters die Diskussion führen, warum eine Illustration, die nach "eben mal so hingemalt" aussieht, trotzdem Geld kostet. Traurig, aber so ist das eben.

Ich versuche mal, anhand einer einfachen kleinen Marker-Illustration transparent zu machen, wie die so entsteht:

Markerillustration

weiter nach dem Klick.

Meistens gibt der Kunde vor, was auf der Zeichnung zu sehen sein soll. In diesem Fall lautete das so:

Junge steht in der Küche am Tisch rührt in einer Schüssel, daneben ist auf dem Tisch ein Korb mit Erdbeeren, Brombeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Kirschen - außerdem eine Packung Zucker, eine Flasche roter Saft und eine Zitrone. Im Hintergrund ein Herd mit einem Topf.

Ok. In diesem Fall besteht schon eine längere Zusammenarbeit, der Kunde (mit dem ich übrigens nicht über den Illu-Preis diskutieren muss) weiss in etwa, wie ich so ticke und hat aus der Erfahrung der Zusammenarbeit das notwendigste zusammengefasst. Es wird sehr klar, was er in der Illusration sehen will und das macht die Arbeit natürlich leichter. Oft ist es so, dass es eine solche klare Anweisung nicht gibt und man sich erst anhand der Scribbles an die Inhalte herantasten muss. Bei dieser Illustration ging das schneller. Zunächst also das Scribble:

Die Vorzeichnung

Die "Zutaten" zur fertigen Illu werden angeordnet, grobe Aufteilung und Komposition bestimmt. Je nach Art und Abstraktionsvermögen des Kunden geht diese Vorzeichnung schon in die Abstimmung. Meistens muss es jedoch etwas feiner ausgeführt werden, bevor man darüber diskutieren kann. Im nächsten Schritt wird die Vorzeichnung konkretisiert:

Die erste Strichzeichung

Bei komplexeren Zeichnungen werden unterschiedliche Bestandteile auf einzelnen Blättern durchgezeichnet und dann am Kopierer zusammen gesetzt. Bei dieser Zeichung habe ich nur die Position des Jungens etwas geändert, weil er mir zu weit nach Links und etwas zu schräg vorkam:

Die zusammenkopierte Vorzeichnung

Je nach dem, ob und wie die Illustration coloriert wird, ist der nächste Schritt unterschiedlich. Für die Markerillustration wird die gesäuberte Kopie der Vorzeichnung auf Markerpapier kopiert. Dabei sind noch nicht alle Detail-Linien in der Zeichnung, sondern nur die notwendigsten, und diese werden auch meistens in der fertigen Illustration nochmals übermalt, damit die Variation in den Strichstärken und die Plastizität der Zeichnung besser hervortritt. Der Vorteil davon, die Strichzeichnung auf Markerpaier zu kopieren, statt direkt die Strichzeichnung auf das Markerpapier zu zeichnen, ist, dass die Copic-Marker den Laser-Toner des Kopierers nicht anlösen. Man kann also munter auch über die Striche drübercolorieren, ohne dass die Farben verunreinigt werden.

Die Strichkopie auf Markerpapier

Ausserdem kann man sich gleich mehrere Kopien der Strichzeichnung machen und ist o beim Colorieren etwas entspannter, weil man ein paar Backups der Zeichnung hat. Der letzte Schritt ist das eigentliche Colorieren und verfeinern der Illustration. Je nach Stil und Detailgenauigkeit geht das mehr oder weniger schnell und macht auch mehr oder weniger Spaß ...

Die colorierte Illustration

Danach geht die Illustration in den allermeisten Fällen auf den Scanner und ab in den Rechner, weil 99,9% der Kunden die Illustration mittlerweile als Datei brauchen.

Je nachdem, wie hoch der kommunikative Aufwand im Vorfeld ist, wieviel Klärungs- und Korrekurbedarf im ersten Schritt besteht, wie schnell die Inspiration funktioniert und was noch an Nachbearbeitung anfällt, dauert selbst eine so kleine Illustration zwischen zwei Stunden und einem halben Tag. Wenn es so garnicht läuft, oder elend viele Details und abgefahrene Perspektiven gezeigt werden sollen, gerne auch noch länger.

In den allermeisten Fällen kann man schon froh sein, wenn man die reine Arbeitszeit bezahlt bekommt. Von Vergütung der Nutzungsrechte und Honorierung der kreativen Leistung dahinter fange ich jetzt erstmal garnicht an. :-)

Ich sag's mal so: Würde ich nur Illustrationen machen, wäre ich mittlerweile verhungert. Das geilste Argument, warum es komisch ist, dass so etwas auch Geld kosten soll: Hey, das macht Dir doch Spaß?!